VON SONNSEITNERINNEN & SCHATTSEITNERINNEN. Gedanken zum internationalen Frauentag.

2010-03-08

VON SONNSEITNERINNEN & SCHATTSEITNERINNEN

Gedanken zum internationalen Frauentag

Die aktuelle OECD-Studie stellt Österreich ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Wir sind, was das Thema Gleichbehandlung angeht, auf den vorletzten Platz gerutscht. Platz 26. Nach uns kommt nur noch Estland. „Warum ist das so?"  habe ich in den letzten Wochen in die eine oder andere Runde gefragt. Eine kleine, aber feine, berühmte Tourismus- und Kulturnation, Forschungs- und Sportnation? Das gibt´s doch fast nicht, dass wir ausgerechnet das nicht auf die Reihe kriegen. Achselzucken dort und da. Sprüche. „Frauen können ganz schön nerven" hat dieser Tage ein katholischer Geistlicher einer evangelischen Pfarrerin in Arnoldstein zur Antwort gegeben. Ja. Ich hoffe, dass das so ist. Denn jemanden zu nerven, bedeutet zumindest auch, ihn nicht kalt zu lassen. Es darf uns nicht kalt lassen, dass Frauen in Österreich, was das Einkommensverhältnis angeht, für dieselbe Arbeit, wie sie ihre männlichen Kollegen verrichten, um rund 25% weniger verdienen. Meistens handelt es sich um Frauen, die selten aufmucken. „Ich komm´ schon irgendwie zurecht", höre ich von Verkäuferinnen, Ordinationsgehilfinnen, Pflegerinnen, Kellnerinnen. Irgendwie also. Als ich unlängst in einem durchaus belesenen Frauenzirkel um frische Solidarität dem Thema Feminismus und Gleichstellung gegenüber bat, erhielt ich die verblüffende Antwort „Solidarität ist schon gut, aber zum Kampf darf ´s nicht kommen." Gut gesprochen von einer, die offenbar das Glück hat, auf der Butterseite unserer Gesellschaft zu leben. Ich vermisse das „gemeinsame Gehen", wie es im alten Lied „Brot und Rosen" der amerikanischen Frauenbewegung heißt. Mir fehlt das Händereichen unter Frauen - das deutlich vernehmbare Grüßen und Aushelfen der Sonnseitnerinnen bei den Schattseitnerinnen. Professorin Doktorin Rita Süssmuth, deutsche Bundestagspräsidentin außer Dienst, bringt es mit wenigen Worten ganz auf den Punkt. „Feministin zu sein, ist das Mindeste, was Frau tun kann." Allen Frauen zum Gruß.

Claudia Rosenwirth-Fendre
9611 Nötsch

 

 


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