VALERIE ECKSTEIN ODER DIE LEGASTHENIE DES SPIEGELS (I.A.M. Horn)

2010-07-23/28/29/30 // 20:00
 
 
 

Ausgehend von zwei verschiedenen Menschen auf der Bühne werden Lebenssituationen angerissen. Gedanken und Gefühle werden zurückgehalten oder ausgesprochen, je nach der Intensität der jeweilig heraufbeschworenen Situation:

Die Vielfalt der Komponenten für das Denk- und Gefühlsverhalten werden teilweise bewusst erlebt, teilweise verdrängt.

Die unterschiedlichen Personen - Valerie erscheint wie die Insassin einer Anstalt, die Frau wie eine stille Beobachterin, Zuschauerin - erreichen eine Annäherung im Ausdruck, wie in einem Spiegel erkennt die Erzählende, die wie ein Voyeur betrachtet, wie ein Vampir sich nährt, wie eine TheaterbesucherIn sich eben auf dieses Abenteuer für eine Stunde einlässt,  die Protagonistin und wird im Endeffekt über die geheime Kriminalität ihrer Geschichte berichten können, Wissen andeuten und in die Köpfe der ZuschauerInnen hineintragen, um dort eine ähnliche „Befruchtung" zu initiieren, wie sie ihr selbst bei der Auseinandersetzung mit Valerie passiert ist: Realität und Vorstellung fließen ineinander.
Die Lage der VALERIE und der betrachtenden FRAU wechselt von Konfrontation bis zur verwechselbaren Ähnlichkeit. Gesten, Bewegungen gleichen sich langsam an. Die Identitäten beginnen zu verschwimmen.  Tauschen sich aus. Das Phänomen der Betroffenheit sollte auf das Publikum überspringen und im Endeffekt die Kostbarkeit der einen Lebenszeit verdeutlichen, die jedes Lebewesen hat.

VALERIE ECKSTEIN befasst sich mit der Positionierung des Menschen innerhalb von Tradition und Avantgarde, zwischen Individualismus und Konformität, Macht und Ohnmacht, der Schizophrenie als Krankheitszustand und als Zustand des menschlichen Verlangens zwischen Ist und Soll. Ein weiteres Thema ist,  die Einsamkeit auf Grund von Unangepasstheit einerseits im Verhalten, andererseits im Denken zu hinterfragen. Sind es pathologische Momente oder unmenschliche Diskriminierung, ist es Dummheit oder festgefahrene soziokulturelle Prägung, die Valerie ins tiefste Schlamassel gebracht haben.  „Randmenschen" existieren zu Hauf. Jeder ist nicht gleich erkennbar. Daher ergibt sich die Chance in diesem Spiegelprozess, diese eigenen Betroffenheiten nach Durchleuchten anderer Betroffenheiten zu relativieren und über diesen Umweg neue Modalitäten zur Bestimmung des eigenen Identitätsprofils herzustellen: Wie definiert sich Mensch?


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