DIALOGE urban wild/frauenkörper. Ausstellungseröffnung

2010-04-30/18:00
 
 
 
 

Artist in Residence 2010 Swaantje Güntzel D und Andrea Pierus A (Keramik) tragen verschiedene Aspekte von Weltwahrnehmung, verschiedene Ausdrucks- und Mitteilungsformen, unterschiedliche Haltungen im Transfer in den Kunstraum Garten. Was die  eine abstrahiert - durch signalhafte einfache Formen, um eine bestimmte Gedankenrichtung zu stimulieren, formt und verformt die andere feste Materie, um haptische Begreifmomente einzuleiten, um Verletzbarkeit und Berührbarkeit über Berührung/Antastung zu formulieren.

Im Zentrum des Schaffens der deutschen Künstlerin Swaantje Güntzel steht die Analyse eines durch Entfremdung geprägten Verhältnisses zwischen Mensch und Natur. Menschliches Handeln und Selbstverständnis im Umgang mit der Natur wird in surreal anmutenden Inszenierungen und Arrangements (Fotografie, Installation, Objekt) seziert und bis zur Verstörung überzeichnet.

Während der Dauer des Stipendiums werden an  ausgewählten Orten im Garten aus den Käfigsytemen Habitrail, CritterTrail und Pennplax zusammenhängende Installationen entwickelt, die um Baumstämme und Astgabeln herum bzw. in einer Gartenecke montiert werden und der „Eichhörnchen- und Mäusehaltung" dienen sollen. Die Käfigsysteme werden in der modernen Kleintierhaltung in den USA und Asien verwendet, setzen sich aber sukzessiv auch in Europa durch. Aus den multiple verknüpfbaren Röhrensystemen, Käfigelementen und diversem Zubehör wird ein durchgängiges Habitat montiert, aus dem es kein Entkommen gibt und bei dem das Wildtier zu einem Haustier degradiert wird.

Der als „Wildnis" definierte semi-urbane Raum wird dabei dekonstruiert und das Naturkonzept des Menschen, der Kleintiere zu seiner eigenen Unterhaltung degeneriert und entfremdet, entlarvt.

Swaantje Güntzel (*1972) studierte Ethnologie und Kunstgeschichte in Bonn und absolvierte später ein Aufbaustudium Fotografie/Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und Detmold.

Die Pädagogin, Samengärtnerin und Keramikerin Andrea Pierus aus Wien versucht über ihre berührbaren keramischen Formen Berührendes spürbar zu machen. Ihre "frauenkörper" explizieren Geburt,  anorektische Nemesis und fließende Formen adipöser verquollener und wuchernder Gestalten, die sie unverwechselbar und auch gerade darum zu besonderen einzigartigen Kommunikationswesenheiten machen.

Das zurückgehaltene Innerliche in seiner Ambivalenz tritt BetrachterInnen schamlos gegenüber und offenbart sich zwischen Lust und Aggression, Schattendasein und Sexualität. Der Mensch als ein Teil der Natur tritt mit den  BetrachterInnen-Menschen in Dialog.

Fotos:

Swaantje Güntzel, 2010, paradise dissected III, diverse Kunststoffe, Metall, 296 x 127 x 130 cm
Swaantje Güntzel, 2009, urbanite´s supply inventory/curly kale, C-Print, 45 x 30 cm


Andrea Pierus, 2009, frauenkörper, Keramik

 

 


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