IN DIE WELT:AUS MIR

29.Mai 19:30 Uhr
 
 
 

Lore Heuermann: ZEICHENSPRACHE Installation 3,60 m x 1,80 m // Artist in Residence 2009 im kunstGarten

Lore Heuermann, die dem Wiener Aktionismus nahe stand, beschäftigt sich in ihrer Arbeit in verschiedenen Techniken mit der menschlichen Figur, setzt Signale, die Gerichtetheit, Willkür  und zyklisches Handeln erkennen lassen, beleuchtet die Existenz der natürlichen Erscheinungen mit ihrem Nachdenken über die menschliche Natur als spezielle Kategorie unter den anderen Wesensformen. Sie stellt alphabetisierte Körper als Satzreihen zur Diskussion, fordert Anteilnahme, um das Geschehen zu entschlüsseln und bindet uns zwischen Denken und Sehen, zwischen Schrift und Bild an Gesetzmäßigkeiten der Natur ebenso, wie sie über Verdichtungen eine Atmosphäre  der Aufhebung von Außen und Innen schafft, oder über das Material die Erscheinungsform verdeutlicht. Der soziokulturelle Anspruch steht hinter jedem Werk, sei es akribisch kleinkalibrige Strukturierung ihrer Formensprache, sei es ein fotografisches  Abbild eines Naturphänomens, eines Dings, eines Lebewesens. Die Spannung, die zwischen Objekt, BetrachterIn und der Intention der Erzeugerin/des Erzeugers  entsteht, spiegelt ihre Arbeit wider und manifestiert ihre Kunst.

Die 1937 in in Münster, Westfalen, geborene Lore Heuermann lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste, Wien  und an der Académie de la Grande Chaumiere de Paris. Studienreisen führten sie nach Sizilien, Lampedusa. Griechenland, Syrien, Jordanien, Libanon, Ägypten und die Türkei.
Heinz Trenczak

ANRUFUNG DER KLEINEN BÄRIN
Triptychon (2005)

Drei Fotografien, gescannt und vergrößert auf Fotoleinwand, zum Teil übermalt, Acryl
Maße: jeweils 67 x 99 cm

„Heinz Trenczak studierte Musik und war u. a. auch Musikredakteur, arbeitete aber in den letzten Jahren vor allem als Filmemacher bzw. Dokumentarfilmer. Im Rahmen der Kultur-hauptstadt Graz 2003 schuf er z. B. „Granny’s Videos“ – eine biografische Dokumentation als Beitrag zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Unschwer ist auch in der vorliegenden Arbeit der filmische Bezug erkennbar und bestimmend.

Medienspezifische Aspekte der filmischen Präsentationstechnik werden durch das „Vorläufer“-Medium der Fotografie thematisiert und in der gegenüber dem filmischen Verlauf „fragmentarischen“ Abfolge der fotografischen Einzelbilder konzentriert. Die mit einer Wegwerfkamera geschossenen Aufnahmen einer winterlichen Schlossansicht werden durch schwarze horizontale Randstreifen in ein „filmisches“ Breitbildformat transportiert. Allein dadurch erhalten die Einzelbilder bereits eine primäre „Leserichtung“ von links nach rechts und eröffnen so in der Rezeption die Dimension des zeitlichen Verlaufs. Der Eindruck einer temporalen und narrativen Verlaufsrichtung wird durch den metamorphotischen „Durchgang“ der Figur, die gleichzeitig eine Veränderung ihrer Erscheinungsweise erfährt, unterstrichen. Die Figur durchwandert so einen statisch angehaltenen Bildraum, durchquert einmal sogar den Leerraum zwischen zwei Bildern, hebt deren Trennung durch eine assoziative Einheit der beiden Figurenhälften auf und konstituiert so die filmische Verlaufseinheit.

Die fotografischen Bildausschnitte selbst fungieren gleichsam als materielle Filmleinwand, auf der sich die Bewegung der Figur einzeichnet, d. h., die Figur ist der eigentliche Film – als Verdeckung, Aussparung oder chimärische Transparenz. Nur in einer Bildsequenz entsprechen sich Bild und Figur, nur hier befinden sie sich „in“ der gleichen Seinsform, nur hier befindet sich die Figur auch „in der Wirklichkeit“ der fotografischen Repräsentation. Unterläuft Heinz Trenczak – erfahren in der Welt des Dokumentarischen – damit die fragwürdigen Ebenen der dokumentarischen Medien hinsichtlich dessen, was die eigentliche Wirklichkeit ist?“
Erwin Fiala

[Mag. Dr. Erwin Fiala ist Kultur-, Kunst- und Medienphilosoph an der Universität Graz]


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