Barbara Frischmuth RABENMUTTER (UA)

3. September 20:30 Uhr
 
 
 

mit Anna Maria Gruber

Konzeption und Inszenierung I.A.M. Horn / Michael A. Richter
Dramaturgische und musikalische Beratung: Michael A. Richter
Ausstattung Claudia Zegers
Lichtarchitektur Costa
Assistenz Eva Steindorfer
Musik aus "VIA CRUCIS" von Franz Liszt

Kartenreservierung unter 0316/262787, mail: kunstGarten@mur.at
oder 0316/711918, mail: graz-st-andrae@graz-seckau.at
Preise: Euro 11,00 / 6,00

Aufführungsrechte bei HARTMANN & STAUFFACHER GmbH, Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Köln

Wir danken Art for Art Wien / Annette Beaufys, dem Schauspielhaus Graz / Matthias Fontheim und Pfarrer Hermann Glettler für die kooperative Unterstützung

Rabenmutter ist ein Monodrama, das 1989 im Residenzverlag (Mörderische Märchen; Erzählungen) erschienen ist und als Film (Regie: Christian Berger) im ORF, 1991 ausgestrahlt wurde.

Zum Inhalt:
Maria reflektiert den Vorgang des Loslassens von Vertrautem, Geformten, Geliebten in die eigene Welt, die Bedeutung von Liebe, Achtung, Verantwortung und Lebensprinzip an Hand des Eingreifens in und Formens der Natur - des Findlings / des Raben. Die schmerzliche Unterwerfung und das Erkennen der menschlichen Machtgrenze, der Verzicht, der durch die Natur vorgegebene Prozess der Abnabelung, des Reifens in subjektbezogener Zeit wird eine Leidensgeschichte voll Widerstand und Zweifel.
Die letzte STation ihres Kreuzweges führt sie in der Erkenntnis ihrer Identität gestärkt zurück ins tätige Leben. Ihre Passion ist keineswegs zu Ende. Aber ihre Kraft ist wiedererwacht, sie stellt sich von neuem dem Leben und seinem Anspruch an sie und hofft, diesmal klüger zu sein. Egal, zum wievielten Mal sie den Versuch unternimmt, den VATER ALLER DINGE zugunsten der Ihren zu überlisten, sie hat trotz allen vorangegangenen Scheiterns die Hoffnung noch nicht zur Gänze aufgegeben.

Kritiken:

DER STANDARD, 7.9.2004
Im Kreuzgang zum Abschied
Frischmuths "Rabenmutter" in der Grazer Dominikuskapelle

Im Herzen des Grazer Multikultibezirks Gries entsteht aus dem Kapitelsaal eines längst nicht mehr existierenden Klosters der alten Murvorstadt ein neues Gebetszentrum. Derzeit wird im Gewälbe der Dominikuskapelle, das noch nach frischer Farbe riecht, auch Theater gespielt. Zwischen sorgsam restaurierten Relikten einer alten und bemerkenswerten Zeugnissen einer neuen Einrichtung entrollt die Grazer Schauspielerin Anna Maria Gruber in einer Koproduktion von "Kunstgarten" udn "AndrÄ-Kunst" Barbara Frischmuths Monodrama Rabenmutter.
Der Ort ist gut gewählt. Frischmuths (bereits 1991 verfilmter) Monolog ist ein weibliches Stück prometheischen Aufbegehrens gegen das väterliche, das mönnliche Prinzip und gleichzeitig ein Kreuzweg voll komplexer Bezüge aus christlicher Religion und germanischen Mythen. Regisseur Michael A. Richter löst die vierzehn Stationen des Abschieds einer Mutter ovn ihrem Sohn in den Raum hinein auf, bezieht die liturgischen Gegenstände und sparsame Requisiten in den wechselnden Stimmungen ein. (Entbehrliche Ergänzung bleibt dabei der Käfig, in dem der Rabenbraten sitzt, na ja.) Was ist ein Sohn? Etwas Schwaches, das unaufhörlich von seiner Stärke träumt.
Anna Maria Gruber beeindruckt einmal mehr mit einem starken Text von Barbara Frischmuth, den sie klug durchdringt. Den inzwischen kanonisierten Ingredienzien feministischer Literatur, dem klarsichtigen Schmerz, der Wut, der Liebe, der Solidarität, fügt Gruber ihre unbestrittene Präsenz hinzu und zieht das Publikum in ihren Bann. Sorgfältig gibt sie jedem Wort Bedeutung, schält sich als Rabenmutter aus dem Dekor der Tradition bis zur verletzlichen Nachktheit. Sie wütet, predigt, verhandelt, lächelt, fällt, kündigt den Vertrag und hat Stärke genug, sich von neuem einzulassen.

Neue Kronen-Zeitung, 5.9.2004
Mütterliche Höllenqualen
B. Frischmuth in Graz

Um Macht, Unterwerfung und mütterliche Ohnmacht dreht sich Barbara Frischmuths dichter, von massiver Verzewiflung geprägter Monolog "Rabenmutter", der in der Grazer Dominikuskapelle uraufgeführt wurde. Auf einem brutalen Kreuzweg, der über 14 Stationen geht, durchleidet die aparte Anna Maria Gruber in eindrucksvollen Bildern sämtliche Qualen einer Mutter. Impulsiv monologisierend stürzt sie sich in existenzelle Abgründe, die ausweglos erscheinen: Sie klagt über die Abwesenheit eines Vaters - sowohl des leiblichen, als auch des göttlichen - und zerbricht beinahe daran, ihr Kind loslassen zu müssen. Als Sinnbild für den Sohn, den Mann und Gott im Allgemeinen steht ein Kolkrabe, den sie auf den Berg zurück bringt, auf dem sie ihn gefunden hat. Regisseur Michael A. Richter grenzt die einzelnen Stationen durch eigenwillige Lichteffekte deutlich voneinander ab und setzt sich als göttlicher Kalkrabe nackt in einen "goldenen Käfig", was im sakralen Ambiente der Dominikuskapelle einen besonders starken Eindruck hinterlässt. (T. Schweighofer)

Wir danken dem SH Graz und Art For Art für die Leihgaben.


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