EINE ANNÄHERUNG: ELOGE D'AMOUR. Martin Schitter & Irmi Horn

2015-05-16 // 19:00

Simone Adolphine Weil (* 3. Februar 1909 in Paris; † 24. August 1943 in Ashford, England) , die große französische Philosophin. Sie war viel mehr als eine Denkerin, schuf eine Philosophie, nach der sie wirklich handelte: Sie setzte sich für die Unterdrückten ein, war ausgebildete Philosophielehrerin, schuftete aber lieber in Fabriken und verschenkte ihren Lohn. Sie war Jüdin und doch Agnostikerin, bevor sie zur christlichen Mystikerin wurde.

Robert Bressons Buch "Notizen zum Kinematographen", die in Deutschland erstmals 1980 publiziert wurde (in Frankreich 1975) ist ein künstlerisches Logbuch, in dem Bresson in kleiner Form seine über 25 Jahre gesammelten Gedanken und Ideen festgehalten hat. Sie offenbaren in ihrer lakonischen Kürze Bressons Haltung zum Film und seine Ästhetik. Gleichzeitig ist es eine der wichtigsten filmtheoretischen Schriften. Seine reduzierte Arbeit, die Verbannung alles Überflüssigen, die präzise Verdichtung sollten den Betrachter nach einem Kern des Wahren suchen und finden helfen.
Schauspieler lehnte Bresson ab, er arbeitete mit Laien, die er "Modelle" nannte, die auf keinen Fall "spielen" sollten. Robert Bresson Die Schönheit deines Films wird nicht in den Bildern sein (Ansichtskarten-Syndrom), sondern in dem Unsagbaren, das von ihnen ausgehen wird.

Die begriffliche Bestimmung des Seins über die moderne Mathematik eines Cantor, Gödel und Cohen dient Alain Badiou (* 17. Januar 1937 in Rabat)  weder zum Nachweis, dass außerhalb der exakten Wissenschaften nur Unsinn abgehandelt würde, noch dem Ansatz, dort befände sich der eigentliche Sinn des Lebens - in einer Art mystischer Versenkung erfahrbar (Wittgenstein). Badiou verweist auf die Mathematik, um zu zeigen, dass es eine rational nachvollziehbare Wahrheit und deren Träger, das Subjekt, gibt: als ein Ereignis des Seins. Und zwar auf den jeweils unterschiedlich organisierten Feldern der Politik, der Kunst, der Wissenschaft und der Liebe. Badiou sagt: „Ein echter Philosoph entscheidet selbst, welche Probleme wichtig sind." Und die einzig wichtige Aufgabe der Philosophie sei es, die grundlegenden Wahlmöglichkeiten des Denkens zu verdeutlichen, die Wahl zwischen „dem Betroffenen und dem Unbeteiligten", also zwischen eingreifen oder erdulden. Badiou plädiert für den Eingriff, für eine Philosophie der Handgreiflichkeit im „Widerstand gegen das einfache Weiterfließen des Lebens, gegen den gesellschaftlichen Konservatismus". Der wichtigste Satz Platons für Badiou: Philosophie ist Erwachen, sie findet statt, wenn mit dem „Schlummer des Denkens" gebrochen wird. 

Kurz zusammengefasst: Der Philosoph Alain Badiou erklärt in einem Gespräch mit Nicolas Truong seinen Begriff der Liebe: Die Überzeugung, dass jeder nur seine Interessen verfolgt, ist heute weit verbreitet. Die Liebe ist nun der Gegenbeweis dafür. Die Liebe ist das Vertrauen auf den Zufall. Der Philosoph muss sicherlich ein geübter Wissenschafter sein, ein Liebhaber der Gedichte und ein politischer Aktivist, aber er muss es auch auf sich nehmen, dass das Denken niemals von den gewaltigen Ereignissen der Liebe zu trennen ist. Gelehrter, Künstler, Aktivist und Liebender, das sind die Rollen, die die Philosophie von ihrem Subjekt verlangt. Badiou nennt das die vier Bedingungen der Philosophie.


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