Christoph MAREK: THE MEMORY OF SONG

2014-08-02 // 19:30

Christoph Marek (Voice, Guitar), geboren 1976 in Wien, studierte Soziologie und Anglistik u. Amerikanistik in Graz und Oxford. // THE MEMORY OF SONG u.a.

Es ist nun fast eine Dekade her, dass Marek eine Platte veröffentlichte. Das 2003 empfangene, 2004 auf dem Wiener Label niesom veröffentlichte Werk It´s these magic moments that I´m living for war der Extase des Moments geschuldet: Rohe, ungezähmte Songs zwischen Wahn und Sinn. Der Wiener Philosoph Jürgen Hofbauer pointierte die Botschaft der Platte: This album gives sense to our tears again, and, by its rawness, constitutes one of the last bastions against civilized music. Würdigende Stimmen der heimischen wie internationalen Presse folgten. Dann das einzige Schicksal, das eine sich zersetzende, ephemere, im Zusammenbruch befindliche Popindustrie für eine derartiges Produkt zulässt: Vergessen und Vergessenwerden.
10 Jahre sind keine Zeit, sondern ein Statement: In Zeiten des kulturellen Kollaps ist die rigorose Selbstzensur des Künstlers die einzige Strategie zur Erhaltung des Selbstwertes, die keinen Schaden birgt. Kann es sein, dass Glück sich nicht an die Gesetze der Kulturindustrie hält? Bereit sein ist viel, warten zu können ist mehr, doch erst: den rechten Augenblick nützen ist alles. So Arthur Schnitzler über den alles entscheidenden Moment, den es zu nutzen gilt, bei den Griechen als Kairos personifiziert. Der russische Kulturtheoretiker Vladimir E. Koskev verglich den Schaffensprozess Mareks einst mit dem hadernden Mann vom Lande in Kafkas Legende Vor dem Gesetz, der vom Torhüter eingeschüchtert ein Leben lang nicht ins Gesetz einzutreten wagt. Vielleicht gelingt es diesmal, vielleicht erscheint 2013 das mit The Memory of Song betitelte neue Werk des Künstlers. Die Lieder dieser Platte sind Erinnerungen an eine Zeit danach: Kompositionen, die die Illusion von Vergangenheit und Zukunft enttarnen und altbekannte Signifikanten verschwimmen, nicht mehr greifbar werden lassen.


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