ARCHIV HORTOPIA:Kunst.Garten.Bibliothek

Jänner - Dezember
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Jänner - Dezember 2014 // FR, SA 15:30-19:00
 
 
 

kunstGarten 

KUNST

Contemporary Art SKULPTUREN,  INSTALLATIONEN UND BILDER IM KUNSTRAUM GARTEN UND IN DER BIBLIOTHEK //

Gabriele Berger, Crista Brandstaetter, Francesca Cataldi, Luisa Celentano, Brigitte Coudrain, Anna Gerlitz-Ottisch, Alexandra Gschiel, Swaantje Güntzel, Lore Heuermann, Stefanie Hilgarth, Rebecca Horn, Lotte Hubmann, Agnes Christine Katschner, Renate Kordon  Lena von Lapschina, Eva Mohringer, Paula Muhr, Clara Oppel, Eva Pliem, Carol Robertson, Irmgard Schaumberger, Monika Schönbacher-Frischenschlager, Chihiro Sato, Friederike Schwab, Kathrin M. Siegl, Ingeborg Strobl, Eva Ursprung, Matta Wagnest, Stefanie Wuschitz, Aljoscha, Adrian Buschmann, Gunter Damisch  Ptolemy Elrington, Anton S. Frick, Josef Fürpaß, Jakob Gasteiger, Alfred Graf, Christian KRI Kammerhofer (Leihgabe), Walter Köstenbauer, Konrad Limbeck, Heribert Michl, Hans Nevidal, Alen Ožbolt, Keyvan Paydar, Günther Pedrotti, Ferdinand Penker, Gerhard Raab, Jürgen Rajh, Markus Redl, Alfred Resch, Oto Rimele, Trevor Sutton, Jürgen Schiefer, Erwin Schwentner (Leihgabe), Hartmut Skerbisch, Trevor Sutton, Victor Velculescu, Samo Zelko …...  loten mit ihren Arbeiten die Beziehungsgeflechte zwischen Natur und Zivilisation, Urformen und artifiziellen Gegenständen aus, machen Alltagsästhetik neu bewusst und hinterfragen ironisch-kritisch Haltung und Befindlichkeit unserer Kultur zur Natur.

GARTEN

FLORA PERFORMING produziert permanent Stimmungen und ihre Pflanzen institutionalisieren den 1.300m² großen Wabi-Sabi*Garten, der auch Lebensraum für über 200 historische und moderne Rosen ist, als Kulturarchiv.

Rilke, Rainer Maria (1875-1926) Rosengedicht

Wo ist zu diesem Innen ein Aussen?
Auf welches Weh legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer wird,
ein Zimmer in einem Traum.

Präsenz- und Leih-MEDIATHEK (BIBLIOTHEK/VIDEOTHEK), Webkatalog

MEDIENSKULPTUR GARTENBIBLIOTHEK 4000 Titel Gartenliteratur aus 5 Jahrhunderten. VIDEOTHEK 2000 Titel Filmkunst

Förderbeitrag für Besichtigung: Euro 1,00; Bibliotheksjahreskarte: Euro 7,00 / 5,00 ermäßigt.

* WABI-SABI   侘寂  "Es nährt alles, was authentisch ist, da es drei einfache Wahrheiten anerkennt: nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt." Richard R. Powell

WABI: Einsamkeit, Traurigkeit, aber auch Ruhe und Ausgeglichenheit // SABI: Abgenutztheit, Alter, mit Gebrauchsspuren versehen. 
Ein Geschmack von Abschied von Überflüssigem und von einer stillen Freude an der gewonnenen Freiheit, gleichzeitig unerschrockenes, unverdrossenes Annehmen der Mühen und der Alltäglichkeit des Lebens. Wabi Sabi lenkt den Blick auf das Werden und Vergehen in allem und findet die innere Schönheit im äußerlich Unvollendeten, Flüchtigen, Vergänglichen. Die melancholische Stimmung eines Regentages, Patina auf kupfernen Tempeldächern, Lachfalten im wettergegerbten Gesicht eines Reisbauern, eine bewusste Verlangsamung im Lebensrhythmus des Menschen ... das alles ist Wabi Sabi.

Zu den Arbeiten von Hartmut Skerbisch: Im kunstGarten sind eine Ur-SPHÄRE, 2005 aus bunten Metallbändern, SPHÄRE 235, 2006, sechs Kreise aus Stahl, die im Verhältnis des goldenen Schnittes zueinander stehen, verschraubt: Eine Annäherung an die ideale Kugelform, die die dynamische Wechselbeziehung zwischen Innen und Außen, Volumen, Hülle und Transparenz sichtbar macht, und der PYTHAGORAS-BAUM, eine besondere Art eines Fraktals zu sehen: Das ursprüngliche Verfahren zum Erstellen eines Pythagoras-Baums basiert auf dem Satz des Pythagoras, in dem auf ein Quadrat zwei weitere, kleinere Quadrate im rechtem Winkel angeordnet werden. Durch rekursives Aufrufen dieser Konstruktionsvorschrift wird ein Fraktal erzeugt, das im Grenzfall der Form eines Baumes ähnelt. Durch den rechten Winkel des eingeschlossenen Dreiecks bleibt die Gesamtfläche jeder Ebene gleich, daher ist die Fläche des Grundelementes (Stammes) genau so groß wie die Summe der Fläche aller äußeren Elemente (Blätter).

I.A.M. Horn

Kunst im Wandel?

Seit ich denken kann, hatte Kunst für mich einen sozialen Aspekt.

Es war ein Ereignis, ein Empfinden, ein Lebensbestandteil, Lust - für Einzelne erst bedeutsam im kommunikativen Austausch mit Anderen:

denn sowohl das Entstehen erfolgt im Äußern - nach außen dringen - wie auch das Präsentieren, das ohne Publikum keine sinnhafte Verbindung mit der Menschenwelt herstellen könnte.

Da ich Kunst als ein mediales Konzept und Konstrukt verstehe,

bedarf sie auch der RezipientInnen.

Wenn uns nun also ein Wahrnehmungs-, Denkens- und Fühlenstransfer ermöglicht wird durch die Kunst, stehen das Andere und Eigene, das Fremde und das Heimliche  im Diskurs: mit dem ich, und das ich dem du.

Dass Kunst dadurch naturgemäß eine ungeheure politische und kulturanalytische Bedeutung zukommt, macht die Verantwortlichkeit des Staates deutlich: 

Kunst als ein Antrieb und eine Kraft für neues Denken und Handeln.

Der Einsatz, den Interessierte in den 60-er Jahren brachten, um den Mief des Dritten Reichs wegzukriegen, hat hier in Graz doch einigen Erfolg gezeitigt: Forum Stadtpark, Trigon, Steirischer Herbst.

Ein frischer Luftzug ließ viele aufatmen. Es schien als zöge eine neue Ära des Denkens ein: Die Schleier werden von den versteckten bösen Heimlichkeiten gezogen. Alles wird hergezeigt und es beschämt und schockt!

In den 70-er Jahren etablierte sich das Happening beim kunstverständigen Publikum, und gegen Ende der 80-er machte es langsam, da sich beim Kunstpublikum eine Übersättigung an extravaganter, voyeuristischer Präsentation zeigte, Groß-Events Platz: Ausstellungen, Festivals, Biennalen... Und wer sich da präsentieren kann, steht im Rang hoch oben. Wenn es um den Zuschlag von Kulturmeisterschaften geht und Worldwide die Blicke auf Graz gerichtet sind, wird schon ordentlich präsentiert. Das hat Tradition!

Was ich sagen will: Die Kunst ist heute mehr denn je ein Markenzeichen der Geldwirtschaft geworden. Eine wirtschaftliche Komponente, die mit Exklusivität und deren Einlösbarkeit derselben durch ein entsprechend  materiell versorgtes Zielpublikum spielt. 

Private Sponsoren verfügen über die Mittel und bestimmen durch ihre Subventionen auch den Geschmack.

Die staatlichen Förderinstitutionen halten sich meistens an das schon Etablierte.

Geschmäcklerische Massenanziehungskraft geht häufig vor. Schließlich werden Steuergelder vergeben! Wenn es den BürgerInnen gefällt, klingeln die Kassen.

Weit weniger geht an die Anderen: kritisch Suchende, Innehaltende, Nachdenkende, Innovative, die Kunst erproben und anbieten als ihren Beitrag an die Menschheit.

Neue „Einheimische", besonders weibliche haben es bei uns am „Kunstmarkt" schwer. Das hat auch Tradition! Und Österreich pflegt seine Traditionen!

Ich meinerseits stoße mich bereits am Begriff Kunstmarkt. Denn dieser Begriff koppelt uns wieder ans Geld. Und irgendwie frage ich mich, ob diese vermessen sündteure Kunst nicht nur den Lebensstil des pekuniären Reichtums manifestiert und dadurch glücklich macht: dass sie besessen wird. Nichts gegen Freude am Besitz!

Feudaler Anspruch auf Hauskünstler hat immerhin einigen Kunstgewinn gebracht!

Aber wem nützt die oligarchische Besitz-Kunst und Kultur?

Wert sollten aber auch Besitz von Achtung gegenüber der jedem Lebewesen immanenten Würde, Toleranz gegenüber dem Anderen, Mut - vor Unrecht nicht zu schweigen - , Freude am Jetzt und der Zeit des Handelns und Erlebens darstellen, ethische Lust am gemeinsamen Er- und Überleben.

Der Zeit, die uns von KünstlerInnen geschenkt wird, sobald ihre Kunst für Andere real existent etabliert ist: Nachdenken, Begreifen, Finden und die Freude der Sinne und des Intellekts daran!

Die Flüchtigkeit des Wissens überwältigt uns und aller Besitzrausch täuscht nicht über die menschliche Eiszeit hinweg. Mit Spenden kaufen wir uns nicht frei.

Die Kunst soll uns teuer sein aber nicht teures Statussymbol für einige wenige: nationale oder private GaleriebetreiberInnen oder eben die gewissen 5 % - oder sind es mehr?

Und ich denke, die designte Gesellschaft der ersten Jahrzehnte im neuen Jahrtausend sollte ein wenig mehr Augenmerk auf das weltliche Geschehen lenken, das mehr denn je vom Geist einer Marktwirtschaft bestimmt wird, der Überfluss und Elend gleichermaßen produziert, und Kunst nicht nur als Emblem der Macht, sondern als Freiraum des Individuums, als Ausdruck der Lebendigkeit einer Gesellschaft, als Kultur eines sozialen Staates, als Identität und Intensität des Lebens, als Sprachrohr des Erkennens des unentrinnbaren miteinander Verflochtenen, als individuelle Lust des Individuums, als Erkennungsidiom persönlicher Sprache, als Vernetzungslink zum bestehenden  Environement schätzen und anerkennen: Jetzt. Heute.

Graz im Kulturjahr 2003 und auch 2012 ff


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