10 Jahre kunstGarten: AITIA. Causale Interpretationen // CONCERTELLO

2014-06-20 // 18:00 - 21:00

Katharina Gross, Violoncello
Arnold Marinissen, Schlagwerk

interpretieren
Sulkhan Tsintsadze: Chonguri (für Cello solo)
Per Nørgård: Waves (für Schlagwerk)
J.S. Bach: Preludium, Sarabande und Guige (aus der Suite in C-Dur für Cello solo)
Frederic Rzewski: To the Earth (für sprechenden Schlagwerker, der vier Blumentöpfe bespielt)
Domenico Gabrielli: Ricercar Nr.7 (für Cello solo)
Javier Alvarez: Temazcal (für Maracas und tape)
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Gaspar Cassadó: Suite für Cello solo
Piet-Jan van Rossum: Antonius of the desert (für Violoncello, Lotusflöte, singende Säge und Melodica), komponiert für Katharina Gross und Arnold Marinissen
I. harbour-whistling, it´s a bit late...
II. still rainwater in a bowl
III. making coffee
IV. overlooking a vast sea, bit sad, lots of sun

Zur Ausstellung:

Lore Heuermann spielt ihren Diskurs zum Wesen Mensch einerseits in gestochen gezielter Beobachtung hart am Skelett des Bewusstseins des homo erectus und homo sapiens, dem Körper, der sich erheben kann und kopflastig werden kann, andererseits im Beieinander mit Musik, die einen Raum von Bewegung aufmacht, der Mitgefühl, Verständnis, Angst, Wut, Trauer, Hemmung, Freude und Genuss zulässt und damit damit dieses Menschenwesen aus seinen realen irdischen Grenzen in die Welt der Vorstellung entlässt, die sich der Schwerkraft entziehen kann. Und diese Welt bannt sie sichtbar auf ihren Maluntergrund.

In den bahnbrechenden “Studien über Hysterie”, die er zusammen mit Freud 1895 veröffentlichte, hat Joseph Breuer Hysterikerinnen als “die Blüte der Menschheit, freilich so steril, aber auch so schön wie die gefüllten Blumen" bezeichnet. In der speziell für kunstGarten entwickelte Freilichtinstallation geht Paula Muhr diesem Vergleich nach und untersucht in unterschiedlichen Medien – darunter Fotografie, Collage,  Text-Installationen, Zeichnungen und Ton (Sound)  - wie einerseits gefüllte Blumen in der Biologie und andererseits Hysterie-Patientinnen in der Medizin als Objekte wissenschaftlicher Wissensproduktion konstruiert wurden. Durch ihre subjektive Interpretation der angeblich objektiven naturwissenschaftlichen Fakten hintefragt Muhr welche Machtverhältnisse diese Wissensdiskurse generieren.

Lore Heuermann: Bewegtes im Wandel
Hier der Versuch einer Erklärung meiner künstlerischen Arbeit.
Der Schwerpunkt ist die Auseinandersetzunng mit der Bewegung des menschlichen Körpers seit ungefähr vierzig Jahren, weil mich Menschen und ihr Handeln interessieren.
Meistens arbeite ich in Theater- oder Tanzstudios bei den wochenlangen Vorbereitungen eines Stücks. Es handelt sich also dabei nicht um meine Phantasie, sondern es liegt in der Gemeinsamkeit mit Anderen, eine gute Aufmerksamkeit und Wahrnehmung zu entwickeln und für den Eindruck einen passenden Ausdruck zu finden.
Ich brauche lange, um in den Schaffensprozess hinein zu kommen, um dann auch eine bestimmte Qualität zu erreichen. Meistens wochenlang jeden Tag viele Stunden, um eine bestimmte Tiefe zu erreichen.
Auch Genauigkeit , Konzentration und Empfindsamkeit sind dabei wichtig.
Ich brauche außerdem Energie und Einsatzwillen bei der Performance-Idee als  möglichen Zugang zu meiner Arbeit, die ich in Jahrzehnten immer weiter entwickelt habe - sozusagen als Reaktion auf die Schnelligkeit des Zeitgeistes,  geht es mir nicht um das Außen - sondern um eine gleichzeitige interdisziplinäre Übung unterschiedlicher Kunst-Medien, die versuchen für eine bestimmte Zeit im Moment zu sein und gleichzeitig auch über ihre eigene Spezifizierung und Grenze zu gehen.
Es ist für mich eine Art Meditation über Schönheit, Harmonie, Ruhe und das gleichzeitige Reagieren auf das Andere, die Anderen.
Es ist auch eine sensitive Begegnung, um immer wieder über gegenseitigen Blickkontakt die Einheit zu stärken für diesen Zeitraum. Es  müssen dafür aber auch alle äußeren Bedingungen gut passen, damit der innere Prozess stattfinden kann.

Öffentliche Performances brauchen immer besonders viel Kraft.


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