Projekte im öffentlichen Raum-Public Space: DAS GARTENLABYRINTH

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Hartmut Skerbisch (11. Juli 1945-3. April 2009)
DAS GARTENLABYRINTH im Dr. Schlossarpark

Auf der Tändelwiese, 8020 Graz, Eröffnung: 19. Juni 2007
kunstGarten hat Hartmut Skerbisch für dieses Gartenkunst-Projekt gewinnen können:

Hartmut Skerbisch stimmte mit der Intention von kunstGarten, besonders kulturell weniger bespielter Flächen zu bevorzugen, Kultur auf verschiedene Stadträume und Außenbezirke zu verteilen, zugänglich und erfahrbar zu machen, überein.
kunstGarten errichtete und pflegt (nach Recherchen und Vorbereitungsarbeiten zusammen mit Hartmut Skerbisch seit 2003) im Dr. Schlossarpark, Auf der Tändelwiese, 8020 Graz, Gries 2006 - 2011 DAS GARTENLABYRINTH, eine wachsende Solar-Skulptur aus Buxus sempervirens mit einem Metallzentrum. Nach langen und erfolglosen Verhandlugen mit zuständigen Behörden erwies sich Frau Katharina Peer, die Leiterin der Abteilung für Liegenschaftsverkehr Magistrat Graz und Ihr Team (Herr Matzi) als äußerst kooperativ und kunstsinnig. kunstGartn erhielt in der Folge über die Genehmigung von Herrn Stadtrat Mag. Dr. Wolfgang Riedler (Finanzen und Vermögen) für einen Teil des Dr. Schlossarparks ab 2006 ein 5-jähriges Präkarium (Nutzungs- und Gestaltungsrecht mit Pflegeverpflichtung). Dadurch erspart sich die Stadt 5 Jahre die Pflege für diesen Teil des Parks und gewinnt durch unser Projekt gleichzeitig eine touristische Attraktion, der kulturpolitische Aspekte zu Grunde liegen. Nach der Planübertragung und einer temporären Installation von Hartmut Skerbisch 2005 wurden im Jahr 2006 die Pflanzstreifen angelegt, Bodenverbesserungen vogenommen und im November ca. 2000 Buchspflanzen für 700 Laufmeter Hecke auf der 2.400m² großen Rasenfläche gesetzt. Sowohl Rasen, Pflanzstreifen und Buchshecke bedürfen einer intensiven Pflege - nicht zu vergessen das Entfernen der Hundstrümmerln, denn es gibt einen harten Kern einiger weniger Hundebesitzer, die keinerlei Anstand besitzen.

kunstGarten hat mit diesem Gartenkunst-Projekt nach dem Entwurf von Hartmut Skerbisch nachhaltig zur Verbesserung der Lebensqualität für die BewohnerInnen des Bezirks Gries durch neue Ästhetik und Naturbegegnung im Sinne der Agenda 21 beigetragen und Graz um eine Sehenswürdigkeit reicher gemacht. Über unsere intensiven Bemühungen und den Vorstoß des Bezirksrates Gries folgte der formalen und sozialen Aufwertung des Parks eine von Stadtrat DI Gerhard Rüsch forcierte  "Erleuchtung" (=Wegbeleuchtung): seit September 2007 sind die Parkwege beleuchtet!

Ohne die Förderungen von Land Steiermark über die Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlchen Raum, BKA Kunst und Land Steiermark Kultur wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen. Allein die Buchspflanzen haben über 10.000 Euro gekostet.

Unser Dank für die Unterstützung geht auch an:
Baufirma Granit, Bezirksrat Gries, Citypark Graz, Garten Fiala, Kompost Pongraz, Wirtschaftsbetriebe Graz.

Ausführung:
Kuratierung und Projektleitung: Irmi Horn
Technische Leitung: Reinfrid Horn
Assistenz: PraktikantInnen von Zebra AGALA 2006

Hartmut Skerbisch reißt mit seinen Formen ein Tor für neue Perspektiven auf, in denen Mathematik und natürliche "Geometrie" sich begegnen, überschneiden, ineinander fließen. Raumstrukturen werden Denkstrukturen. Die Durchlässigkeit gleicht einer kompatiblen Membran mit der Fähigkeit, Gesehenes wie Gedachtes in einer Gleichung - reflektierend als Lösungskomponenten in einem ästhetischen Prozess - einzusetzen, deren Unbekannte durch eine grundlegende Ethik gefunden werden kann.
Hartmut Skerbisch (A), geboren 11. Juli 1945 in Ramsau am Dachstein, Steiermark lebte und arbeitete in Kalsdorf bei Ilz, seit 2008 krankheitsbedingt wieder in Graz, wo er ein Jahr seiner schweren Krankheit trotzte. Am 3. April 2009 verstarb er im Kreise seiner Familie. Sein freundliches, bescheidenes Wesen gepaart mit wissenschaftlicher Präzision und höchstem Anspruch an seine Arbeit, sein kritischer Blick, der zu Vernachlässigbares scharf erkannte, sein Aufspüren von Gesetzmäßigkeiten, deren Bedeutung nachzuvollziehen und den Raum als transparentes Konzept für kommunikative und steuerbare Prozesse seiner Mitwelt  zu gestalten, hat ihn nicht nur zu einem Künstler gemacht, der ein besonderer liebenswerter Mensch war, sondern auch zu einem, der in völlige Offenheit Prinzipien legen konnte und damit philosophische Positionen und Situationen gleichermaßen auslotete, bis zu einem fiktiven Rand, beispielsweise einer Sphäre, um dann in eine neue vorzudringen - beinahe ein wenig an Sloterdijk erinnernd. Die Spannung, die seine Körper weitertragen, können gleichsam als Exempel für ein lebendiges sinnhaftes mit dem Raum kommunizierendes sich Verausgaben und Einschränken empfunden werden, ein umfassendes Vordringen in neue Wirklichkeiten des Abenteuers Leben.

Kurzdaten: Kindheit, Grundschule in Deutschlandsberg; Studien, hauptsächlich Architektur, TU Graz; Raumkonzepte, Arbeiten mit Video, Fotografie und skulpturalen Elementen seit 1969; Ausstellungen im In- und Ausland seit 1975; Werke in Sammlungen des In- und Auslands, unter anderem z.B. Kunst im öffentlichen Raum Graz: LICHTSCHWERT, DAS GARTENLABYRINTH und FRAKTAL und SPHÄRE 315  im Skulpturenpark.

Im kunstGarten sind eine Ur-SPHÄRE, 2005 aus bunten Metallbändern, SPHÄRE 235, 2006, sechs Kreise aus Stahl, die im Verhältnis des goldenen Schnittes zueinander stehen, verschraubt: Eine Annäherung an die ideale Kugelform, die die dynamische Wechselbeziehung zwischen Innen und Außen, Volumen, Hülle und Transparenz sichtbar macht, und der PYTHAGORAS-BAUM, eine besondere Art eines Fraktals zu sehen: Das ursprüngliche Verfahren zum Erstellen eines Pythagoras-Baums basiert auf dem Satz des Pythagoras, in dem auf ein Quadrat zwei weitere, kleinere Quadrate im rechtem Winkel angeordnet werden. Durch rekursives Aufrufen dieser Konstruktionsvorschrift wird ein Fraktal erzeugt, das im Grenzfall der Form eines Baumes ähnelt. Durch den rechten Winkel des eingeschlossenen Dreiecks bleibt die Gesamtfläche jeder Ebene gleich, daher ist die Fläche des Grundelementes (Stammes) genau so groß wie die Summe der Fläche aller äußeren Elemente (Blätter).

 


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